Mehr austausch und mehr mut Bericht vom 1. Netzwerk Meet-up in berlin

Seit den Terroranschlägen vom 7. Oktober 2023 hat die demokratische  Zivilgesellschaft in Israel  Unglaubliches geleistet. Anlässlich der Verleihung des Shimon-Peres-Preises ludt das Netzwerk Israel israelische und deutsche Organisationen zum Austausch ein.

Beim 1. Netzwerk Meet-Up am 31. Oktober 2024 trafen sich 14 israelische und deutsche NGOs und Jugendorganisationen. Sie berichteten über Herausforderungen in ihrer Arbeit seit dem 7. Oktober 2023, sei es in der Unterstützung von Holocaust-Überlebenden, in der Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, dem Jugendaustausch, mit Menschen mit Behinderung und vieles mehr. Neben praktischen Herausforderungen, die der andauernden Kriegssituation geschuldet sind, erschweren auch der Anstieg von Antisemitismus und Rassismus die Arbeit und den deutsch-israelischen Austausch. Umso wichtiger ist es, weiterhin im Austausch zu bleiben, im Netzwerk vorhandene Ressroucen und Lösungsstrategien zu teilen und mit Mut auch schwierigen Diskussionen nicht aus dem Weg zu gehen, so das einhellige Fazit des Austausches. Das Meet-Up soll in diesem Sinne nur den Auftakt für weiteren Austausch darstellen.

Wie hat sich eure Arbeit seit dem 7. Oktober 2023 verändert?

Die Terroranschläge vom 7. Oktober 2023, der andauernde Krieg sowie die daraus resultierende Diskurslage haben die Arbeit aller Partnerorganisationen des Netzwerkes verändert. Beim Meet-Up berichteten israelische Jugendorganisationen wie Tzofim oder HaShomer HaTzair darüber, wie sie in den Wochen nach den Anschlägen auf Israel Binnenevakuierte und Überlebende des Terror versorgten und sie auch ein Jahr später noch  unterstützen. Auch jugendliche Mitglieder der Organisationen waren selbst betroffen, verloren Angehörige oder wurden evakuiert.
SAHI – die Gewinner:innen des Sonderpreises des Shimon-Peres-Preises 2024 berichteten von ihrer Arbeit mit evakuierten Jugendlichen in verschiedenen Städten in Israel. Diese Jugendlichen haben selbst Gewalt erfahren oder Verwandte und Freund:innen bei den Terroranschlägen verloren. In den ersten Wochen nach den Angriffen der Hamas wurden die Jugendlichen aus ihrem gewohnten Umfeld und Routinen gerissen, viele fühlten sich einsam und hoffnungslos. SAHI starteten im November 2023 ein Programm, bei dem sie die Jugendlichen einbunden, um Hilfspakete an Bedürftige zu verteilen und ihnen damit einen Platz in der Gemeinschaft zu bieten.

Was sind aktuelle Herausforderungen im deutsch-israelischen Austausch?

In den andauernden kriegerischen Auseinandersetzungen können deutsch-israelische Austauschformate nicht wie geplant stattfinden, schon alleine, weil Flüge kurzfristig abgesagt werden oder sehr teuer sind. Möglichkeiten für digitalen Austausch werden bereits genutzt, erfahren aber wenig Zuspruch – vermutlich, da sich nach Ende der Corona-Pandemie eine gewisse „Zoom Fatigue“ eingestellt hat. Es braucht dringend neue Formate, um bestehende deutsch-israelische Austauschbeziehungen aufrechtzuerhalten und neue zu entwickeln.

Hinzu kommt der Anstieg von israelfeindlichen Ressentiments, Antisemitismus und Rassismus, der die Arbeit sowohl von israelischen als auch deutschen Teilnehmenden erschwert. Israelische Organisationen berichteten, dass sie in internationalen Dachorganisationen wenig Verständnis erfahren oder sogar ausgeschlossen werden. Oft gäbe es keine Sensibilität für die Bedürfnisse israelischer Organisationen oder die Sicherheitsbedürfnisse israelischer oder jüdischer Teilnehmender. Deutsche Teilnehmende thematisierten, dass einerseits, Antisemitismus und Rassismus stärker zutage träten und andererseits herausfordernde Diskussionen in Schulen, öffentlichen Foren und Institutionen gemieden würden oder Lehrkräfte überfordert seien. Dies trifft insbesondere jüdische Organisationen in Deutschland, aber auch andere, die in dem Themenfeld tätig sind.

In der Konsequenz brauche es mehr Mut, komplexe und multiperspektivische Diskussionen zuzulassen. Die Arbeit gegen Antisemitismus müsse verstärkt und mit dem Engagement gegen andere Diskriminierungsformen verbunden werden. Austausche müssen inklusiver gestaltet werden und die Arbeit nachhaltiger gefördert und entwickelt werden.

Welche Ressourcen und Lösungsansätze gibt es? Welche Kooperationen finden trotz aller Schwierigkeiten statt?

Die Netzwerk Partnerorganisation ConAct – Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch hat nach dem 7. Oktober 2023 im Rahmen der Initiative „We are connected“ ein Toolkit erarbeitet, was deutsch-israelische Jugendaustauschprogramme dabei unterstützt, die Terroranschläge und den Krieg zu thematisieren und kontextualisieren. Mehr über die Initiative sowie die Handreichung in Deutsch und Englisch finden Sie hier.

 

Zwei herausragende Beispiele für erfolgreiche deutsch-israelische Kooperationen sind das Projekt PowHER von Tzofim Olami und Ludwig Volker e.V. sowie LinkBridge von Lotem und capito Mecklenburg Vorpommern e.V.. Das deutsch-israelische Kooperationsprojekt PowHer brachte junge Frauen in Berlin, Tel Aviv, ­Jerusalem und Deir al-Asad in Galiläa zusammen, um einen Raum für Austausch und ­Empower­-
ment zu schaffen.

LinkBridge ist ein deutsch-israelisches Inklusionsprojekt, was Menschen mit Behinderung in Deutschland und Israel dabei unterstützte, die be­­ängstigende Situation nach dem 7. Oktober zu verstehen. zu verstehen. Hierfür wurden zunächst aktuelle Nachrichten aus Israel in Leichter Sprache erarbeitet und auf Youtube der ­Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Im Anschluss ließen die Teil­nehmenden in einem ­begleiteten ­Prozess ihre Gefühle und Gedanken in Kunstwerke fließen.

Beide Projekte wurden beim Meet-Up vorgestellt und am Abend mit dem Shimon-Peres-Preis 2024 ausgezeichnet. Der Shimon-Peres-Preis ist eine Kooperation der Stiftung Deutsch-Israelisches Zukunftsforum und des Auswärtigen Amtes. Mehr Informationen über den Preis finden Sie hier.

Netzwerk Israel dankt allen Teilnehmenden und wird weiterhin eine Plattform zur Unterstützung der israelischen Zivilgesellschaft sein. Wenn Sie beim nächsten Meet-Up teilnehmen wollen, melden Sie sich gerne bei uns.

Wo sie unterstützen können

Unsere Projekte

AMCHA Deutschland e.V./ Helena Schätzle,
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Psychosoziale Hilfe für Shoa-Überlebende

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NIF Israel, 2023,
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Jüdisch-Arabisches Nothilfezentrum in Rahat

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Yossi Zamir, Shatil Stock, 2023,
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Hilfe für Überlebende des Terrors und Gemeinden unter Beschuss

Spenden bisher:

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EUR