Maayan Shalem und Shaked Cohen zu Gast bei 7xJung Museum Berlin
Im Rahmen des Netzwerk Israel- Stipendiums, gefördert durch die Stiftung EVZ, konnte unsere Stipendiatin Maayan Shalem gemeinsam mit ihrem Partner Shaked Cohen ein mehrwöchiges Praktikum im 7xJung Museum Berlin realisieren. Beide sind Teil des Künstler:innen- und Pädagog:innenkollektivs Tarbut Movement in Israel, das sich für demokratische Bildung durch Kunst und Dialog einsetzt.

Bildung in Krisenzeiten
Ausgangspunkt ihres Aufenthalts war die Suche nach neuen Methoden für die demokratische Bildung in Zeiten von Krisen und Krieg. In Israel arbeiten Maayan und Shaked in einem Bildungssystem, das durch den langanhaltenden Krieg, den Angriff auf demokratische Grundrechte und Strukturen, Rassismus und eine extreme öffentliche Sprache unter Druck geraten ist. Lehrkräfte stehen vor Fragen, auf die sie oft keine Antworten haben.
Das 7xJung Museum in Berlin erschien ihnen als besonderen Lernort: eine Institution, die Erinnerungskultur nicht nur bewahrt, sondern daraus eine neue Sprache entwickelt. Durch Kunst, Spiel, erfahrungsorientiertes Lernen und Dialog ermöglicht das Museum jungen Menschen, sich mit Geschichte auseinanderzusetzen und diese mit den Fragen der Gegenwart zu verbinden.
Zugleich wollten Maayan und Shaked ihre Erfahrungen in Israel in eine internationale Diskussion einbringen. Die Stärkung demokratischer Kräfte verstehen sie nicht nur als lokale Aufgabe, sondern als globale Verantwortung. Im Rahmen ihres Stipendiums Pädagog:innen und Künstler:innen in Deutschland zu treffen, die sich ebenfalls mit dem Aufstieg der extremen Rechten, mit Rassismus und dem Umgang mit historischer Schuld auseinandersetzen, war für sie eine doppelte Chance: voneinander zu lernen und ein Netzwerk der Unterstützung und Inspiration aufzubauen.
Inhalte
Maayan und Shaked erhielten Einblicke in die Arbeit des Museums Teams und in die Frage, wie Programme an die Bedürfnisse von Lehrkräften angepasst werden können. Sie lernten, wie die Geschichte des Holocaust für Jugendliche in sehr unterschiedlichen Kontexten relevant gemacht werden kann und wie Spiel oder kreative Praxis den Zugang zu authentischem Dialog öffnet.
Zur Vertiefung ihrer Erfahrungen nahmen sie an verschiedenen Jugend-Workshops teil und konnten beobachten, wie Moderator:innen sensible und mutige Diskussionen anleiten. Sie führten Interviews mit Pädagog:innen und Schüler:innen, die den Prozess aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchteten. Parallel dazu entwickelten sie erste Ideen, wie Methoden ins Hebräische übertragen und an israelische Klassenzimmer angepasst werden könnten.
Was sie mitgenommen haben
Maayan und Shaked machten während ihres Aufenthalts eine zentrale Erfahrung: Kunst kann eine Sprache sein, die Gespräche über schwierige Themen überhaupt erst möglich macht. Durch kreativen Ausdrucksformen lassen sich Widerstände umgehen und neue Wege des Dialogs finden, selbst wenn es um Schmerz, Angst oder Identität geht. Für Maayan und Shaked war es besonders bewegend zu erleben, wie offen und positiv Schüler:innen auf das kreative Arbeiten reagierten und wie es ihnen half, einen eigenen Ausdruck für ihre Gedanken und Gefühle zu finden.
Besonders prägend war für sie das Gefühl der Hoffnung: Pädagog:innen und Künstler:innen zu begegnen, die täglich mit Verantwortung, Schuld, Angst und Mut arbeiten und dabei nicht ihre Zuversicht verlieren. Ebenso wichtig war die Erfahrung, Teil eines internationalen Netzwerks demokratischer Pädagog:innen zu sein, die sich ähnlichen Herausforderungen stellen und sich gegenseitig unterstützen. Dieses Wissen gab ihnen den Raum zum Atmen, den sie brauchen, um ihre Arbeit in Israel fortzuführen.

HERAUSFORDERUNGEN UND AUSBLICK
Die Herausforderungen bleiben jedoch groß: In Israel ist das Bildungssystem durch den Krieg erschöpft, Jugendliche greifen zunehmend zu extremer Sprache, und viele Lehrkräfte verlieren das Vertrauen in ihre Fähigkeit, demokratischen Dialog zu gestalten.
Für die Zukunft planen Maayan und Shaked, nach Berlin zurück zu kehren, um die Forschung zu vertiefen, weiter zu beobachten, zu lernen und neue Methoden zu entwickeln und eine kleine Delegation von Lehrkräften der Tarbut Movement nach Berlin zu bringen – nicht als Besucher:innen, sondern als Kolleg:innen mit eigenen Ergebnissen und Erfahrungen. Parallel arbeiten sie an einem Artikel über ihre Erlebnisse sowie an pädagogischen Materialien in Hebräisch, damit die erlernten Methoden bald in israelischen Schulen und Jugendgruppen Anwendung finden können.
Fazit
Für Maayan und Shaked markierte der Aufenthalt im Rahmen des Netzwerk Israel-Stipendiums den Beginn eines größeren Prozesses: den Aufbau eines internationalen Netzwerks von Pädagog:innen und Künstler:innen, die verstehen, dass der Einsatz für Demokratie, Freiheit und eine offene Gesellschaft ein geteilter, mutiger und kontinuierlicher ist. Sie beschreiben die Erfahrung als eine Gelegenheit, frische Inspiration und neue Energie in ihre Arbeit mitzunehmen.
Wo sie unterstützen können